Frauen in Bewegung

 

Grundgedanke dieses Projekts ist, einen zusammenhängenden Bewegungsablauf im unbewegten Bild festzuhalten und darzustellen. Gleichzeitig entstand die Idee, Frauen zu porträtieren und Ihnen ein Forum der Entfaltung und Selbstdarstellung in einem sogenannten "schützenden Raum" zu bieten. Frauen haben hier die Möglichkeit, sich ihrern eigenen (Frei-)Raum bzw. ihre Position in der Gesellschaft zu schaffen. Sie stellen sich während einer langen Belichtungszeit dar und es entstehen Ganzkörperporträts.

Die Bestandsaufnahme der Selbstinzenierung beträgt 1/4 Sekunde. Dies ist der Grenzbereich, in dem eine Person ohne Bewegungsunschärfe fotografisch abgebildet werden kann. Je länger die Belichtung, desto mehr Zeit wird eingefangen. Dieser Tatbestand wirkt sich auch im Bild aus.

 

Zur Selbstinszenierung stehen verschiedene Materialien zur Verfügung. Die Personen sollen einen Gegenstand mitbringen, der ihnen in der momentanen Lebensphase so bedeutend ist, daß er auf dem Foto erscheinen soll. Jede Inszenierung wird durch die Bewegung zur Performance. An dieser Stelle entsteht eine Verschiebung von Raum und Zeit, denn durch die Bewegung der Personen tritt der Hintergrund auf verschiedenste Art und Weise in den Vordergrund und lagert sich somit über die sich darstellende Person. Gleichzeitig stellen sich bewegte Objekte und die Person mehrfach auf dem Bild dar.  Dadurch wird die Bewegungsaufnahme von einem surrealen Charakter geprägt. Während die Lichtsetzung und der Kamerastandpunkt überwiegend meiner Kontrolle obliegt, entwickeln sich die Bewegungsabläufe interaktiv, Bezüge zwischen Person und Objekt werden herausgearbeitet. Statik steht im Gegensatz zum sich bewegenden Menschen,

 

Leben beinhaltet Wandel - Stabilität ist eine Illusion.

 

Zugleich ist dieses Projekt ein Affront gegen unsere schnelllebige Zeit. Improvisation und Unberechenbarkeit machen diese ca. 4-stündigen "Fotosessions" zu einem kreativen und spannenden Ereignis, welches sich mit Hilfe von Polaroidfotos einigermaßen kontrollieren läßt.

Die Belichtungszeit beträgt 4-20 Sekunden. Es muß jedoch eine Entscheidung darüber getroffen werden, welche Positionen des Bewegungsablaufes mehr oder weniger scharf sichtbar wiedergegeben werden sollen. Dementsprechend ist der zeitliche Ablauf einzusteilen. Grundsetzlich arbeite ich mit einer Großbildkamera und vorzugsweise wähle ich Schwarz-Weiß Filmmaterial. Der Spielraum des Betrachters ist dann nicht endgültig, es steht ein größerer Freiraum bezüglich Fantasie und Interpretation zur Verfügung. Verlangt jedoch die die Inszenierung

unbedingt eine farbige Wiedergabe, so wehre ich mich nicht dagegen. Flexibilität und Empathie  sind wichtige Voraussetzungen für den Prozeß dieser Bildentstehung.

 

Ich verstehe mich mehr oder weniger als Assistentin und Beraterin der Selbstdarstellung. Klare Vorgaben sind jedoch die Bewegung und die lange Belichtungszeit.

Jede Fotosession sowie ihre Ergebnisse sind so einzigartig wie die Person selbst.

Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie unterschiedlich der Inszenierungs- und Darstellungsprozeß, trotz gleicher Konzeption, verläuft.